Deutschland erlebte gerade das dritte katastrophale Hochwasser innerhalb eines halben Jahres, die Folgen der Erderhitzung werden darin dramatische Wirklichkeit, doch bei der Europawahl feierten Parteien Erfolge, die Klimaschutz ausbremsen wollen. Wie kann das sein?
Das Wahlergebnis für Deutschland hat gezeigt, dass hierzulande viele Menschen Parteien wählen, die die Ängste und Sorgen adressieren, die sie umtreiben. Hinter Friedenssicherung, sozialer Sicherheit und Zuwanderung rangierte Klimaschutz in diesem Jahr nur an vierter Stelle. Dabei geht es auch nicht um abstrakte Begriffe, sondern um Fragen, die große politische Themen auf den ganz konkreten Alltag beziehen: Wie geht es weiter? Was kostet mich das? Wie soll ich das schaffen? Finde ich gerecht, was hier passiert?
Großen Teilen der Politik, so der Eindruck nach der Wahl, fällt es schwer, die Lebenswirklichkeit vieler Menschen zu verstehen. Was brauchen sie, um zuversichtlich in die Zukunft zu blicken? Im Ergebnis wenden sich all jene Wähler:innen ab, die sich mit ihren lebensnahen Anliegen nicht gesehen und gehört fühlen.
Forderungen nach mehr Klimaschutz fühlen sich für viele so an, als käme noch eine weitere Zumutung hinzu. Dagegen erscheint es ihnen verlockend, Parteien zu wählen, die einfache Lösungen versprechen: Ausländer raus aus Deutschland, Deutschland raus aus der EU, Klimawandel braucht uns nicht zu kümmern.
Für uns bei GermanZero sind die Ergebnisse der Europawahl ein wichtiges Signal, dass wir glaubhaft aufzeigen müssen, dass Klimapolitik eine Investition in die Zukunft aller ist, von der Vorstandsvorsitzenden bis hin zum Kita-Erzieher. Letztlich schützen wir nicht "das Klima," sondern unsere Chancen auf Arbeitsplätze, eine gute Gesundheit und die Freiheit von existenziellen Nöten.
Milliarden, die jetzt investiert werden, um die Erderhitzung zu stoppen, sind nicht einfach Investitionen in "Klimaschutz," sondern es wird etwas damit aufgebaut: Ein Verkehrswesen, das besser funktioniert und gerechter ist als das heutige, Gebäude mit bezahlbarer Wärme oder Windkraftwerke, die den Bürger:innen selbst gehören, sind nur ein paar wenige Beispiele. Und weil mit diesem Aufbau auch die Treibhausgasemissionen sinken, trägt er praktisch im Nebeneffekt dazu bei, Schäden durch Hochwasser, Dürren und andere Klimaschäden zu vermeiden, deren Kosten viel höher sind.
Wir sind überzeugt: Es braucht jetzt Investitionen in ein zukunftssicheres Deutschland statt in die Unsicherheiten des fossilen Status Quo. Das ist die beste Antwort auf viele Ängste und Sorgen, die die Menschen gegenwärtig umtreiben. Für die Bundesregierung gilt es deshalb, in den laufenden Haushaltsverhandlungen die Mittel für diese Investitionen bereitzustellen, anstatt den jetzt schon zu kleinen Klima- und Transformationsfonds weiter zu kürzen und zweckzuentfremden. Sie muss Wege zum Wandel aufzeigen, die die Menschen aller politischer Orientierungen als Verbesserung ihrer eigenen Lebensperspektive empfinden.
Wo fängt man an? Zum Beispiel, indem man den Kommunen bei ihrer Wärmeplanung hilft, wie es LocalZero tut. Hier kann auch dein Engagement einen Unterschied machen. Mehr dazu gleich in diesem Newsletter.
Michael Schäfer
Geschäftsführer GermanZero |